Das Modekarussell dreht sich immer schneller…
Blogger regieren die neue Mode-Welt
In den aktuellen Mode-Reportagen wird immer wieder der neue hohe Status der Blogger in der Mode-Szene herausgestellt. Sie sitzen in den bedeutendsten Fashion Shows in der ersten Reihe und haben zum Teil durch ihre Follower eine höhere Reichweite als das eine oder andere Print-Magazin. Und durch das direkte Onlinestellen von Fotos auf ihren sozialen Kanälen sicherlich auch eine größere Aktualität. Auch die Magazine sind voll von Blogger-Styles und Blogger-Looks. Diese Wertschätzung von Bloggern freut mich als Bloggerin wirklich sehr, auch wenn ich persönlich natürlich nur ein winzig-kleines Fünkchen am großen Blogger-Sternehimmel bin.
Was mich an dem ganzen Blogger-Hype aber so ein bisschen irritiert, sind die Mittel, mit denen die „großen“ Blogger sich zum Teil in Szene setzen. Bestes Beispiel: die vermeintlichen „Streetstyle“-Bilder. Es ist ja ein kein Geheimnis, dass hinter einem so zufällig wirkenden Streetstyle eher der Styling-Aufwand für ein hochprofessionelles Fotoshooting steckt. Auf den Bürgersteigen vor den Modenschauen findet dafür ein regelrechtes Auf- und Ab-Stolzieren vor den Fotografen statt, in der Hoffnung, für seinen lange und genau ausgesuchten Streetstyle abgelichtet zu werden. Weil man so trendy ist. Und so innovativ. Man gewinnt sogar den Eindruck, der Bürgesteig-Catwalk habe eine größere Bedeutung als die Runway-Show der eigentlichen Veranstaltung selbst. Aber wie innovativ ist es, sich in unbezahlbarer (aber in der Regel niemals selbst bezahlter) Designer-Couture an den Straßenrand zu stellen?
Ich möchte in meiner Kleidung ich selbst sein und schöne Momente erleben.
Ich wähle meine Klamotten nicht danach aus, um meinen Blog besser zu vermarkten oder darin fotografiert zu werden, sondern weil ich darin für einen bestimmten oder unbestimmten Anlass strahlen möchte und mir somit für später die Erinnerungen an diesen Moment noch zu versüßen. Wenn es davon dann noch ein tolles Foto gibt, um so besser! Deshalb sind mir auf meinem Blog aktuelle Trends oder solche Fashion People, die sich nur für Events inszenieren, um gesehen zu werden, gar nicht so wichtig. Denn sie versuchen erst gar nicht, für sich selbst eine persönliche Erinnerung zu schaffen, sondern es geht Ihnen eher darum, sich selbst oder ihre Arbeit besser zu verkaufen.
Natürlich sind die Fotos meiner Blog-Posts auch gestellt und entstehen in der Regel nicht einfach aus der Situation heraus. Aber da geht es ja auch eher um eine Inspiration für tragbare und am lebenden Beispiel getestete alltagserleichternde und -verschönernde Inbetweenie-Klamotten. Selbstdarstellung nur um der Trends wegen – wo ist da der Sinn? Du siehst dann zwar im aktuellen Moment „voll stylish“ aus oder bist „mega-in“ – aber was machst du damit? Du stehst damit auf einem Bürgersteig und hoffst, fotografiert zu werden? Was erlebst du in deinen Klamotten? Das ist doch viel wichtiger als die reine Fashion-Aussage.
Ich bin für eine Entschleunigung des Modekarussells.
Das Mode-Karussell dreht sich immer schneller. Die digitale Welt fordert das scheinbar. Dieser ganze Wahnsinn, als Designer pro Jahr 4-6 neue Kollektionen auf den Markt zu bringen: wie gut und mit Liebe gemacht kann das dann eigentlich noch sein? Da ist doch der Druck so groß für die Designer, sich immer wieder neu erfinden zu müssen, immer gezwungen zu sein, etwas Neues zu zeigen: Wie viel Herzblut steckt da noch in den einzelnen Teilen?
Mode ist wichtig. Und sie macht Spaß. Deshalb wollen auch so viele in diesem Business mitmischen. Aber die Masse macht eben nicht die Klasse. Ich bin für eine Entschleunigung der ganzen Sache. Einige Designer sehen das genau so und sprechen sich durch wenigere Kollektionen pro Jahr klar gegen den Fast Fashion Wahnsinn aus. Manche gehen sogar so weit und bieten ihre Kollektionen direkt nach der Show zum Kauf an (also eigentlch genau zur richtigen Zeit, nämlich wenn gerade alle ganz heiß auf die Sachen sind) und nicht erst ein Jahr später, wenn alle schon wieder neuen Trends hinterherhecheln. Das ist die richtige Richtung!
Vielseitigkeit: ja – Trends am Fließband: Nein, danke.
Natürlich ist die Vielseitigkeit der Mode auch wichtig. Denn klar bietet die Modewelt so viele verschiedene tolle Sachen, die es wert sind, gesehen zu werden. Und durch das Internet haben wir die Möglichkeit, unter all diesen Sachen eben genau das Lieblingsstück zu entdecken, das man unbedingt haben muss. Mir ist dabei aber wichtig, dass es mir garnz trendunabhängig persönlich gefällt – und dass ein Funke überspringt. Ich bin ja (wie ihr wisst) schon nahe an der Shopping-Sucht, aber ich kaufe nicht, weil es mir von einem vermeintlichen It-Girl gerade als gehyptes It-Piece tausendfach über das Instagram-Display flimmert. Da bin ich ziemlich resistent. Ich kaufe aus Liebe.
In der aktuellen Mode gibt es momentan nicht den „einen“ (oder wenige einzelne) Trends, so wie früher. In dieser Fast Fashion Welt darf scheinbar keine noch so gute Idee langlebig genug von den Mode-Jüngern interpretiert werden, dass sich daraus etwas Beständiges entwickeln kann. Immer wieder muss schnell ein neuer Hype für Instragram und die Follower her, die es kaum noch schaffen, nicht vor Reizüberflutung das (zum Glück bei vielen ja schon fast angewachsene) Smartphone aus der Hand fallen zu lassen.
Auch mich hat dieses ganze Überangebot zunächst überfordert. Aber mit der Zeit lernt man, das auszublenden, was man nicht möchte. Natürlich bin trotzdem offen für neue Ideen, Trends und (echte) Streetstyles und verfolge die spannenden Entwicklungen in der Modewelt mit Leidenschaft. Aber ich verliere mich nicht in dem Hype um die neuesten Trends. Ich hechle diesem Spiel nicht hinterher. Im Gegenteil habe ich dadurch viel mehr zu mir und zu meinem eigenen Stil gefunden. Den Klassikern. Die die Hypes und It-Pieces überdauern werden.
Ich möchte einfach nicht durch meine Kleidung „für eine gewisse Zeit jemand anders sein“, was manche Marken mit ihren Looks versprechen. Ich möchte ICH sein – in meiner besten Version.
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Toller Beitrag, Liebes!
Wahre Worte zu dem Thema ♡
;-* Sarah
Ja, ja, ja und ja! Ich kann hinter jedes deiner Worte einen Haken setzen. Und mir geht es auf den Geist, wenn all die StreetStyle-Hipness dann doch wieder total austauschbar ist. Solchem Einheitsbrei entfolge ich bei Instagram. Und bei der drölfzigtausendsten Louis-Vuitton-Tasche merke ich, wie ich mit den Augen rolle. Danke, dass du anders bist und man merkt das bei dir auch, dass das Stücke sind, die du liebst und wirklich trägst. Weiter so, liebe Julia.
LG Cori