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Mütter nehmen sich nicht frei… schon gar nicht direkt nach dem Mallorca-Urlaub. Oder?

Heute bin ich mal krank zu Hause. Nix Schlimmes: nur ein entzündetes Ohr mit fiesem Tinnitus, der mich dafür langsam aber sicher in den Wahnsinn treibt. Aber gemäß dem Motto „Mütter nehmen sich nicht frei – Mütter nehmen Medikament XY“ war ich nach unserem Urlaub im Kinderparadies (a.k.a. in der Elternhölle), einem All-inclusive Familien-Club auf Mallorca, erst mal wieder arbeiten. Laut Diagnose vom HNO-Arzt hatte ich mir von dort aber wohl als Souvenir ein paar Bakterien aus der großen Pool-Landschaft im Ohr eingefangen, deren Machenschaften mich dann gestern doch mal zum Arzt getrieben haben.

Das mit den Bakterien wundert mich nicht! Ich meine, klar hatten wir erwartet, dass es zur Hauptferienzeit auf der erklärten Lieblingsinsel aller europäischen Urlauber vermutlich voll werden würde, aber auf Ferien in einem überfüllten Freibad mit angeschlossener gigantischer Pommesbude hatte ich mich ehrlich gesagt nicht eingestellt. Wie die Ölsardinen lagen die Handtücher der Familien so eng nebeneinander auf den zahlreichen Liegen an den verschiedenen Pools der Hotelanlage, dass man noch nicht mal dazwischen herlaufen konnte.

Wohlgemerkt lagen da die HANDTÜCHER. Die Leute selbst waren wegen der Hitze selbstverständlich alle im Wasser. Ständig streifte man dort beim Schwimmen versehentlich unerwünscht behaarte Körperteile fremder Väter, wurde von durch die Luft fliegenden Teenie-Beinen getroffen, die gerade ins Wasser sprangen, von Wasser-Gewehren nass gespritzt oder von einem bunten Zoo aus riesigen Schwimmtieren gerammt. Das Wasser war entsprechend trüb – gezeichnet von abgespülten Sonnencreme-Resten. Man möchte sich nicht ausmalen, was wohl sonst noch alles im Wasser war. Die Kinder fanden es natürlich trotzdem MEGA lustig, aufregend, lecker, toll, toll, toll und wollten am liebsten für immer dort einziehen. Wie erkläre ich Ihnen bloß, dass sie dieses Fleckchen Hotel-Erde leider nie wieder sehen werden? Zumindest nicht, so lange sie mit ihren Eltern in die Ferien fahren…

Kleine Urlaubs-Oase in der Elternhölle

Zum Glück hatten wir an unserem Zimmer aber direkt einen kleineren Ruhe-Pool, in dem (ganz Club-untypisch) weder lautes Planschen noch Luftmatratzen-Einhörner erlaubt waren – streng überwacht durch einen extra dafür abgestellten Bademeister. Dafür hatte man von diesem Pool aus aber einen großartigen Panorama-Blick auf’s Meer und sogar nach dem Frühstück noch zahlreiche freie Liegen. Herrlich! Nur wenige Urlaubs-Exoten gesellten sich zu uns in diese Oase, was mich einerseits doch verwundert hat, wofür ich aber auf der anderen Seite auch unglaublich dankbar war, weil wir so tatsächlich dem ganzen Trubel ganz gut entgehen konnten. Für den Rest des Urlaubs verhielten wir uns einfach antizyklisch zum Rest der Urlauber. Schliefen lange und frühstückten spät, blieben abends lange am Pool oder spazierten zum Strand, wenn alle anderen sich schon in die Schlange für’s Abendessen stellten, gingen Essen, während der Rest der Eltern sich um die vorderen Tische auf der Terrasse der Animation kloppten, und sahen uns die Show an, wenn eben diese Eltern ihre übermüdeten Kinder bereits wieder ins Bett trugen.

Was will man machen? Mit schulpflichtigen Kindern MUSS man nun mal mit allen anderen in der Hauptferienzeit in den Urlaub fahren, wenn man sich nicht strafbar machen möchte. Und all inclusive am Mittelmeer ist ja auch so praktisch. Kein Kochen/Waschen/Putzen… Und dazu das schöne Wetter. Vielleicht wird es beim nächsten Mal Mallorca dann aber doch eher eine Finca mit Selbstversorgung? Oder gar ein ganz anderes Urlaubsziel… Vorschläge werden an dieser Stelle gerne entgegen genommen. Habt ihr nicht auch das Gefühl, dass Kroatien eventuell das neue Mallorca werden könnte?

„Mama, was machen wir heute noch alles?“

Jedenfalls hatte sich die liebe Oma heute bereit erklart, den 5-Jährigen aus der Kita abzuholen. Also hätten meine Große (fast 8) und ich mal Zeit für uns.
„Was wollen wir beide denn heute Nachmittag machen? Überleg dir doch mal was Schönes…“, sagte ich zu ihr, als ich sie heute Morgen zur Ferienbetreuung brachte.
Woran ich gedacht hatte: Ohr-Gedöns-geplagt, Mallorca-Urlaub-geschädigt und dazu noch krank geschrieben natürlich an etwas Ruhiges. Gemütlich kurz zur Bücherei fahren, die eh fälligen Bücher wegbringen und etwas Neues mitnehmen. Vielleicht auf dem Rückweg noch kurz die bestellten Ohrentropfen aus der Apotheke abholen und ein Eis essen. Eis hilft schließlich immer.

Mit welchen Vorschlägen sie als Antwort um die Ecke kam: „Also, entweder Kiki’s Island oder ins Legoland. Oder Panorama-Park, ja? Vielleicht aber doch lieber schwimmen gehen oder Sushi essen im Dortmund…?“

Machen wir etwa zu viel mit unseren Kindern?

Abgesehen davon, dass sie komplett ohne Rücksicht auf mein Aua-Ohr zwei laute Indoor-Spielplätze, einen Freizeitpark, ein Schwimmbad (ahh! Bakterien!) und einen sündhaft teuren kulinarischen Fernreise-Ausflug ausgewählt hatte, drängte sich mir auf dem Rückweg nach Hause dringend die folgende Frage auf: Machen wir vielleicht zu viel Programm für unsere Kinder?

Für mich war so ein Freizeitpark-Besuch als Kind eine „once-in-a-lifetime“ Erfahrung. Ich erinnere mich noch genau, als ich ehrfürchtig vor der Riesen-Achterbahn im Phantasialand stand. Heute ähnelt es (nicht zuletzt dank zugegebenermaßen praktischer Ruhr-Top-Card) eher einem „once-a-month“ Unterfangen, unter dem scheinbar gar nix mehr Spaß macht und kein Kind jemals freiwillig ins Sonntags-Ausflugs-Auto einsteigen würde.

Vielleicht darf Oma doch lieber die Große abholen, und ich lasse mich statt dessen von ihrem kleinen Bruder pflegen. Als er gestern nach meinem Arztbesuch vorsichtig die Watte an meinem Ohr begutachtete, erklärte ich ihm, ich könne dadurch jetzt auch nicht mehr so gut hören. Da fragte er ganz mitfühlend: „Aber Mama, kannst du denn jetzt überhaupt noch sprechen?“

Mmh, ich denke, egal mit wem: wir holen in der Bücherei heute definitiv nochmal eben dieses anschauliche Kinder-Buch über den menschlichen Körper …

Ich wünsch euch noch schöne Sommer-Ferien!

Eure Julia

 

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